Die Reiseapotheke

Die Reiseapotheke

Beim Packen der Koffer für den Tauchurlaub stellt sich immer wieder aufs neue die Frage, ob an alles gedacht wurde. Während für die Tauchausrüstung und die Urlaubsklamotten klare Vorstellungen und häufig auch Check-Listen bestehen, fällt die Zusammenstellung einer Reiseapotheke schon weniger leicht. D.E.C.O. El Gouna und die Zeitschrift tauchen möchten hier eine kleine Hilfestellung geben und so die Qual der Wahl verringern. Einige der im Artikel empfohlenen Medikamente sind rezeptpflichtig. Zwar darf der Hausarzt diese Medikamente für den Zweck des Urlaubs nicht über ein Kassenrezept verschreiben, wohl aber auf einem Privatrezept, mit dem die Medikamente in der Apotheke gekauft werden können. Außerdem empfiehlt es sich, bei den hier angegebenen Medikamenten nach billigeren ‘Kopien’ zu fragen, die den selben Wirkstoff enthalten.

Zunächst muß jedoch gesagt werden, daß es ‘die’ Reiseapotheke nicht geben kann, denn ein Tauchurlaub an der Ostsee erfordert sicher weniger an mitgenommenen Medikamenten, als ein Tauchurlaub in Ägypten. Außerdem sei darauf hingewiesen, daß wichtiger noch, als die Reiseapotheke selbst, die Vorbereitung der Reise ist. Dazu gehört z.B., daß Reisende in tropische Gegenden rechtzeitig vor Antritt der Reise Informationen über Impfempfehlungen und Malariaprophylaxe einholen. Auch ein Blick in den Impfpaß kann nicht schaden, um nachzuschauen, ob Auffrischimpfungen notwendig sind. Soll die Reise mit Kindern unternommen werden, empfiehlt es sich zudem, Urlaubsziele mit erhöhtem Malariarisiko und dem damit verbundenen Zwang der entsprechenden Prophylaxe zu meiden.

Außerdem sei daran erinnert, daß Vorbeugen allemal besser ist, als Heilen. Häufige Probleme im Urlaub sind bei allen Reisenden Darminfektionen und daraus resultierende Durchfallerkrankungen, verursacht durch klimatische Veränderungen, unsaubere Lebensmittel, Bakterien und Viren. Laut Statistiken der Weltgesundheitsorganisation WHO haben in tropischen Gebieten 50% der Touristen ein Gesundheitsproblem, wobei es sich in ca. 70% der Fälle um Magen-Darmerkrankungen handelt. Durchfallerkrankungen führen zu ausgeprägten Flüssigkeitsverlusten, die, besonders bei Kindern (!), rasch problematisch werden können. Die Maßnahmen bei solchen Durchfallerkrankungen sind daher in erster Linie ein Ausgleich des Flüssigkeits- und Salzverlustes nach dem folgenden Schema:

2 Eßlöffel Traubenzucker oder ersatzweise normaler Zucker, 1 Teelöffel Kochsalz, ½ Teelöffel Natron (Natriumbicarbonat), gelöst in 1 Liter abgekochtem Wasser.

Alternativ kann zur Not die Therapie auch mit Cola und Salzstangen durchgeführt werden. Taucher seien daran erinnert, daß der Verlust von Flüssigkeit zusätzlich die Gefahr erhöht, einen Dekompressionsunfall zu erleiden. Wichtig ist jedoch die Vorbeugung. Hier gilt die Regel: Egal, was Du essen willst: koche es, brate es, schäle es oder vergiß es!

Neben Durchfallerkrankungen ist das häufigste Problem von Tauchern die Gehörgangsentzündung. Auch hier sind vorbeugende Maßnahmen möglich. Die wichtigste Maßnahme ist das regelmäßige Ausspülen der Ohren nach den Tauchgängen mit klarem, sauberem Wasser. Hierzu sollte das gleiche Wasser verwendet werden, welches auch zum Trinken genutzt wird, und nicht das Wasser aus dem Hahn. Zusätzlich können sogenannte Taucherohrentropfen gute Dienste leisten, die man sich in der Apotheke mischen lassen kann.

(Eine mögliche und bewährte Mischung ist z.B.: Acid Acet glac mind 99 0,5, Aqua purif 2,5; Alcohol Isopropylicus ad 50.) Wichtig ist jedoch auch die Pflege des Gehörgangs nach dieser Behandlung. Dafür ist z.B. ein Tropfen Olivenöl (aus der Apotheke) in jeden Gehörgang getropft, gut geeignet.

Doch nun zur eigentlichen Reiseapotheke, und da sollte zunächst an das einfachste gedacht werden: Pflaster und Verbandmaterial. Kleinere Riß- und Schürfwunden sind relativ häufig (vor allem auch beim Reisen mit Kindern), aber nur dann leicht zu versorgen, wenn entsprechendes Material vorhanden ist. Dazu gehört auch eine elastische Binde und Desinfektionslösung. Recht gut bewährt hat sich hier z.B. das Mittel Mercuchrom®, welches durch seine auffällige orange Färbung noch den Nebeneffekt hat, daß man abends an der Taucherbar auch entsprechend bedauert wird. Zum Auftragen der Lösung sind Wattestäbchen sehr gut geeignet und gehören daher ebenfalls ins Gepäck (aber nicht für die Ohren!!).

Ebenfalls sehr häufig sind Sonnenbrand und Insektenstiche. Beides ist sehr gut dazu geeignet, die schönsten Wochen des Jahres zu verderben. Antiallergisch wirkende Salben und Gels können hier dazu beitragen, die Pein erträglich werden zu lassen. Gut geeignet sind z.B. die folgenden Präparate: Fenistil®Gel, Soventol®, Systral®Gel oder Tavegil®Gel. Diese Präparate helfen im Übrigen auch bei leichteren Nesselverletzungen durch Meeresbewohner.

Die Anwendung von oralen Antiallergika und Antihistaminika, also Tabletten gegen allergische Symptome (z.B. Sonnenallergie) ist für Taucher hingegen nicht empfehlenswert, da die Sicherheit beim Tauchen durch diese Medikamente beeinträchtigt wird.

Magen-Darmerkrankungen sind bereits angesprochen worden. Zur Linderung solcher Beschwerden sollte gegen Übelkeit und Erbrechen z.B. das Medikament Paspertin®, oder Vomex A® in keiner Reiseapotheke fehlen. Auch hier sei jedoch darauf hingewiesen, daß durch die spezifischen Nebenwirkungen die Sicherheit beim Tauchen beeinträchtigt sein kann. Besonders Paspertin ist für die Behandlung der Reise- oder Seekrankheit nicht geeignet. Urlauber, die hier Probleme haben, sollten entsprechende Medikament für die Reiseapotheke nicht vergessen. Doch auch für diese Arzneimittel gilt, daß die möglichen Nebenwirkungen das Tauchen stark negativ beeinflussen können. Es sei daher angeraten, die individuelle Wirkung des Medikamentes vor Antritt der Reise zu Hause zu testen. Medikamente mit guter Wirksamkeit sind z.B. Peremesin®, Scopoderm TTS®Pflaster oder Bonamine® (identisch mit Peremesin). Kommt es trotz aller Vorsicht doch zu Durchfallerkrankungen, so leistet Imodium® gute Dienste. Hier sollten jedoch Tropfen gewählt werden, weil der ‘Durchmarsch’ manchmal schneller sein kann, als die Auflösung der Kapsel. Taucher müssen außerdem mit dem Auftreten von Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit rechnet, so daß das Tauchen beeinträchtigt sein kann.

Keinesfalls dürfen leichte Schmerzmedikamente fehlen. Hier kommen sowohl Aspirin®, als auch Ben-U-Ron® in Frage. Beide Medikamente wirken sowohl gegen leichtere Schmerzen, als auch fiebersenkend. Bei Aspirin ist jedoch zu beachten, daß gelegentlich der Magen empfindlich auf die Einnahme reagiert und daß die Gerinnungsfähigkeit des Blutes beeinträchtigt ist. Diese Nebenwirkung ist im Hinblick auf einen Deko-Unfall möglicherweise positiv, bei einem Trommelfellbarotrauma jedoch eher ungünstig. Für Kinder empfiehlt sich eher Ben-U-Ron in entsprechender Dosierung. Obwohl für diesen Zweck Zäpfchen ideal wären, gibt es besonders in heißen Ländern durchaus besondere Probleme für Zäpfchen, die Form zu wahren.

Nachdem die Vorbeugung von Ohrenentzündungen schon besprochen wurde, ist nun noch die Reiseapotheke mit Medikamenten zu bestücken, die helfen, falls doch etwas passiert. Für die Behandlung der Gehörgangsentzündung eignen sich vor allem Panotile N®-Ohrentropfen und FloxalÒ -Augentropfen (wohlgemerkt: gegen Ohrentzündungen und zum Träufeln in den Gehörgang!!). Bei der Verwendung von Panotile N gilt jedoch in jedem Falle Tauchverbot, weil durch den schmerzstillenden Zusatz der Tropfen Druckprobleme der Ohren möglicherweise nicht bemerkt werden.

Darüber hinaus gehören auch Nasentropfen (z.B. Otriven®) ins Reisegepäck, denn Klimaanlagen etc. können rasch zur Erkältung führen. Hier ist wiederum zu beachten, daß Nasentropfen für Kinder schwächer konzentriert sind und daß die Anwendung von Nasentropfen beim Tauchen nicht unkritisch ist. Ebenso sind Augentropfen, z.B. Berberil® sinnvoll, denn Sonne und Wind können zu Bindehautreizungen führen.

Zum Schluß empfiehlt sich für besonders Vorsichtige, aber gewiß für solche Reisende, die in sehr entlegene Gebiete reisen, die Mitnahme eines Breitspektrum-Antbiotikums und von sterilen Einmalspritzen und ebensolchen Kanülen, denn in vielen Ländern werden Spritzen und Kanülen mehrfach benutzt und nur gereinigt und sterilisiert. Beim Reisen mit Kindern sollte auch ein Fieberthermometer nicht vergessen werden. Außerdem ist zu beachten, daß, wenn sich unter der Selbstmedikation die Beschwerden nicht bessern, oder gar verschlechtern, ein Arzt aufzusuchen ist.

Übersicht: Die Reiseapotheke:

Wundversorgung:

Verbandpäckchen, Mullbinde,Pflaster
Elastische Binde
Wunddesinfektionsmittel

Äußerlich anzuwendende Präparate:

Sonnenschutzmittel
Autan
Antiallergisches Gel oder Salbe gegen Sonnenbrand, Insektenstiche und Nesselungen
Vorbeugende "Taucherohrentropfen"
evtl. Olivenöl aus der Apotheke
Ohrentropfen (Vorsicht beim Tauchen!)
Nasentropfen (Vorsicht beim Tauchen!)
Augentropfen

Innerlich anzuwendende Präparate:

Mittel gegen Magen-Darm-Beschwerden (Vorsicht beim Tauchen!)
Mittel gegen Durchfall (Vorsicht beim Tauchen!)
Mittel gegen See- und Reisekrankheit (Vorsicht beim Tauchen!)
Schmerz- und Fiebermittel

Sonstiges:

ggf. persönliche Medikament, die regelmäßig einzunehmen sind
ggf. Malariaprophylaxe
Breitspektrumantibiotikum evtl. sterile Einmalspritzen und Kanülen Fieberthermometer

Nachdem nun klar ist, was in die Urlaubsapotheke gehört, nun ein paar Hinweise zum Umgang mit Medikamenten beim Tauchen:

Grundsätzlich dürfte wohl bei den meisten Tauchern Einigkeit darüber bestehen, daß die absoluten Minimalvoraussetzungen für einen Tauchgang a) ein hinreichend tiefes Gewässer, b) eine gefüllte Preßluftflasche mit Lungenautomat und c) ein gesunder Taucher sind. Aus diesem Grunde könnte dieser Artikel durch ein Zitat aus der Taucherdienstvorschrift der U.S. Navy beendet werden, welches sagt: ‘no drugs in diving’, oder auf deutsch: beim Tauchen keine Medikamente! Ganz so einfach ist es jedoch nicht, denn mag diese Regel für die meisten Taucher auch beim Tauchen in heimischen Gewässern einsichtig und leicht einzuhalten sein, so ändert sich das schlagartig im lang ersehnten Tauchurlaub. Wenn die meist reichhaltige und gut bestückte Reiseapotheke zum Einsatz kommt, weil z.B. mitteleuropäischer Darm und ägyptische Küche nicht völlig miteinander harmonieren, wird wohl nur in besonders hoffnungslosen Fällen auf das Tauchen verzichtet. Im folgenden sollen daher die Medikamente betrachtet werden, die sich am häufigsten in der Reiseapotheke finden und die mit einer gewissen Regelmäßigkeit von Tauchurlaubern genommen werden. Es soll gezeigt werden, inwieweit es durch die Einnahme dieser Medikamente im Zusammenhang mit Tauchen zu einer Beeinträchtigung oder Gefährdung des Tauchers kommen kann.

Ganz allgemein kann jedoch gesagt werden, daß die Kombination aus Medikamenteneinnahme und Tauchen im Einzelfall zu unvorhersehbaren Effekten führen kann. Daher sind alle jene Medikamente, bei denen der Beipackzettel davor warnt, daß das Führen von Maschinen und Fahrzeugen eingeschränkt sei, auch für die Einnahme im Zusammenhang mit Tauchen eher ungeeignet. In jedem Fall sind Taucher gut beraten, Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten zunächst ‘trocken’, d.h. ohne dabei zu Tauchen, auszuprobieren, um von Ihnen nicht unter Wasser unliebsam überrascht zu werden.

Zu den beliebtesten Medikamenten bei Tauchern zählen sicher schleimhautabschwellende Mittel, wie z.B. Nasentropfen, oder entsprechende Medikamente zum Einnehmen. Grund der Einnahme sind häufig Probleme im Bereich der Schleimhäute des Kopfes und dadurch Schwierigkeiten beim Druckausgleich. Der Wirkmechanismus aller dieser Medikamente ist gleich: die Abschwellung der Schleimhäute wird durch eine Engstellung der versorgenden Gefäße und damit durch eine gedrosselte Blutzufuhr erreicht. Unterschiede gibt es am Angriffsort: während die meisten Nasentropfen und -sprays direkt vor Ort die Gefäße beeinflussen, wirken die Tabletten und Kapseln an Regelstellen im zentralen Nervensystem. Beides kann beim Tauchen unliebsame Folgen haben. So kann die Wirkdauer der Tropfen, Sprays und Salben durch die besonderen Verhältnisse beim Tauchen unvorhersehbar verkürzt sein. Nach Abklingen der Wirkung der Medikamente kommt es zu einer verstärkten Durchblutung und dadurch wieder zu einem stärkeren Anschwellen der Schleimhäute. Dies kann dem Taucher beim Versuch aufzutauchen massive Beschwerden bereiten.

Die zentral wirkenden Medikamente wirken meist nicht nur auf die Gefäßregulation. Die dafür zuständigen Schaltstellen haben häufig weitere Funktionen, die durch diese Medikamente beeinflußt werden. So kann es durch diese Medikamente u.a. zu Herzklopfen, Herzrasen, innere Unruhe und Benommenheit kommen. Technical Diver, die mit Nitrox - und Sauerstoffkreislaufgeräten tauchen, sollten zudem wissen, daß durch diese Medikamente die krampfauslösende Schwelle von Sauerstoff gesenkt wird. Es besteht daher die Gefahr, daß ein Sauerstoffkrampf bereits früher auftreten kann!

Fast ebenso beliebt sind Ohrentropfen, denn Ohrprobleme sind vielen Tauchern im Urlaub nicht unbekannt. Gemeint sind hier allerdings nicht jene sogenannten "Taucher-Ohrentropfen", die nach unterschiedlichen Rezepturen gemischt werden und der Vorbeugung einer Gehörgangsentzündung dienen sollen, sondern jene Medikamente, die eigentlich der Behandlung dienen. Diese Tropfen können aus einem einzigen Wirkstoff, oder aus einem Gemisch verschiedener Substanzen bestehen. Bei Einzelwirkstoffen besteht dieser fast immer aus einem Medikament zur örtlichen Betäubung, weil das bestehende Ohrenschmerzen lindern soll. Bei den Mischpräparaten können dann noch antibakterielle und/oder entzündungshemmende Mittel zugefügt sein.

Bei Verwendung von Ohrentropfen mit schmerzstillenden Inhaltsstoffen werden die Nervenfasern des Gehörgangs und des Trommelfells, die Schmerz, aber auch Dehnung, registrieren, betäubt. Beim Tauchen kann das dazu führen, das die Dehnung des Trommelfells beim Abtauchen nicht, oder zu spät bemerkt wird und es so zu einem Barotrauma des Trommelfells bis zum Trommelfellriß kommen kann. Wenn die Verwendung von Ohrentropfen z.B. durch eine Gehörgangsentzündung zwingend nötig ist, besteht Tauchverbot. Keinesfalls sollen solche Ohrentropfen beim Tauchen zur Vorbeugung genommen werden.

Ebenfalls unter den Top-10 der Urlaubsapotheke sind Mittel gegen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, vor allem gegen Durchfall und Erbrechen. Wird ein Durchfall mittels Kohlekompretten bekämpft, ist, außer u.U. leichten Verfärbungen der Anzugsinnenseite als Ausdruck von Therapieversagern, keine Auswirkung auf das Tauchen zu befürchten. Bei solchen Mitteln, die als Wirkstoff Loperamid enthalten (z.B. Imodiumâ ) kann das Tauchen durch Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schwindel beeinträchtigt sein. Bei der Einnahme von Medikamenten gegen Übelkeit und Erbrechen muß ebenfalls mit unangenehmen Nebenwirkungen gerechnet werden, die die Fähigkeit zu Tauchen einschränken. Diese Medikamente greifen faßt alle im zentralen Nervensystem an und können zu starker Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Angst und Unruhe führen. Die meisten dieser Mittel sind zudem nicht ausreichend gegen Seekrankheit wirksam.

Bei den gegen Seekrankheit gut wirksamen Medikamenten treten ähnliche Nebenwirkungen auf, jedoch häufig deutlich verstärkt. Dadurch kann die Fähigkeit zu Tauchen sehr stark beeinträchtigt sein. Der eingangs erwähnte Rat, Medikamente zunächst ohne Tauchen auszuprobieren gilt hier besonders, da weder ein seekranker, noch ein stark beeinträchtigter Taucher tauchtauglich ist. Neben den schon erwähnten Nebenwirkungen können noch Sehstörungen und ausgeprägte Mundtrockenheit auftreten, bei der Verwendung von Pflastern gegen Seekrankheit zusätzlich ein Hitzestau durch Abnahme der Schweißproduktion und sogar Desorientiertheit. Die beschriebenen Nebenwirkungen werden durch Alkohol verstärkt!

Eine weitere Gruppe häufig benutzter Medikamente im Urlaub sind die Antihistaminika und Antiallergika. Sie werden z.B. gegen allergische Reaktionen (Heuschnupfen, Insektenstiche, Sonnenallergie u.a.m), oder aber auch gegen die Seekrankheit eingesetzt. Eine der hauptsächlichen Nebenwirkungen ist auch hier wieder starke Müdigkeit und Benommenheit, so daß die Sicherheit beim Tauchen dadurch negativ beeinflußt werden kann.

Antihistaminika gibt es außer als Tabletten zum Einnehmen auch als Salben oder Gels. In dieser Darreichungsform werden sie z.B. gegen Insektenstiche oder Schädigungen durch Nesselgifte benutzt. Bei örtlich begrenzter, nicht zu großflächiger äußerlicher Anwendung treten die beschriebenen Nebenwirkungen nicht auf.

Bei der Einnahme von Antibiotika kann schon die zugrunde liegende Befindlichkeitsstörung eine Tauchpause angeraten sein lassen. Obwohl Antibiotika selbst nicht die Tauchtauglichkeit beeinflussen, können die als Nebenwirkungen relativ häufig auftretende Übelkeit und ein Durchfall die Freude am Tauchen mindern. Verschiedene Antibiotika können außerdem die Lichtempfindlichkeit erhöhen.

Die Einnahme von starken Schmerzmedikamenten schließt das Tauchen aus. Leichte Schmerzmedikamente, wie z.B. ASS (z.B.: Aspirinâ ) oder Paracetamol (z.B.: Ben-u-Ronâ ) sind dagegen relativ sicher. Uneinigkeit besteht unter Taucherärzten, welchem Präparat Taucher den Vorzug geben sollten. Da ASS eine hemmende Wirkung auf die Blutgerinnung hat, gibt es Befürchtungen, daß das bei Schädigungen, wie z.B. Lungenriß, zu zusätzlichen Komplikationen führen könnte. Andere empfehlen dagegen sogar die vorbeugende Einnahme von ASS gegen bestimmte Probleme der Dekompressionserkrankung. Paracetamol gilt als sicher.

Ist der Grund der Einnahme dieser Medikamente ein Alkoholkater mit Kopfschmerzen, so besteht grundsätzlich Tauchverbot.

Mittel gegen Malaria waren schon häufiger Thema in tauchen (tauchen 1/96, Expertenrunde tauchen 2/97, Artikel tauchen 5/97). Daher soll hier nur wiederholt werden, daß Mefloquin (Lariamâ ) nicht von Tauchern benutzt werden sollte, da es relativ häufig als Nebenwirkung zu Schwindelgefühl und Benommenheit kommen kann. Statt dessen sollte die Kombination Chloroquin/Proguanil (Paludrineâ ) gewählt werden.

Schließlich soll noch eine Medikamentengruppe Erwähnung finden, die selbst von den sie regelmäßig einnehmenden Personen nicht als Medikament betrachtet wird: die Ovulationshemmer, oder im allgemeinen Sprachgebrauch schlicht "Pille".

Da die Pille die Blutgerinnung insofern beeinflußt, daß die Gerinnungsneigung erhöht ist, wird vermutet, daß die Pille das Risiko erhöhen kann, einen Dekompressionsunfall zu erleiden. Da aber wissenschaftliche und auch statistische Beweise zu dieser Annahme fehlen, gilt die Pille im Zusammenhang mit Tauchen (und nicht nur da!) als relativ sicher. Es besteht also keine Einschränkung für Taucherinnen.

Abschließend ist jedoch nochmals darauf hinzuweisen, daß die Einnahme von Medikamenten und das Tauchen sich eigentlich gegenseitig ausschließen sollten. So sollte jeder Taucher im eigenen und im Interesse seiner Tauchpartner vor jeder Medikamenteneinnahme überdenken, ob der Grund dafür nicht zu einer Tauchpause führen sollte. Außerdem muß erneut nachdrücklich davor gewarnt werden beim Tauchen Medikamente einzunehmen, deren Auswirkungen auf den eigenen Organismus nicht vorher bekannt sind. Die Folge könnten nämlich unliebsame Überraschungen sein, die zu einem sehr abrupten und endgültigen Ende des Tauchurlaubs führen können.